Erlebnisbericht vom Jeantex Tour Transalp vom 29.6. - 5.7.2003
Oberammergau - Sölden - Sterzing - St. Vigil - Corvara - Levico - Folgaria - Garda
Strecke gesamt: 796.02 km, Höhenmeter gesamt 20.512 hm

 

transalp – ein race der extraklasse

 

Als ich im Dezember 2002 in der Zeitschrift Tour von der Ausschreibung zu einem Transalp lass, dachte ich über die zukünftigen Teilnehmer, die müssen verrückt sein. Das ich mich dabei dann selbst als verrückt bezeichnet habe, konnte ich zu diesem Zeitpunkt ja noch nicht wissen.

Irgendwie beschäftigte mich die Idee aber in den folgenden Wochen. Zuerst in der Gestalt, daß ich beabsichtigte, in einer eigenen Aktion zumindest selbst einen Teil der Strecke zu bewältigen. Eines war mir sofort klar geworden, eine Strecke über ca. 820 km mit einer fast utopischen Zahl von 20500 hm, das ist eine Herausforderung der Superlative, die ich mir im Herbst meiner Radjahre nicht mehr zutrauen möchte - dachte ich.

 

In den Weihnachtsfeiertagen 2002 geisterte mir die Idee wieder durch den Kopf, warum eigentlich nicht offiziell mitfahren? Da zur Teilnahme noch ein Teampartner nötig war, bliebt ich mir zuerst die Antwort schuldig. Den welches waren meine Beweggründe, bei dieser Mammutveranstaltung teilzunehmen. Eigentlich nur wenige. Ich bin selbst nie eine Marathonfahrer gewesen. Zu meiner wirklich aktiven Zeit bis ich - gottlob - genügend Radrennen gefahren um sämtliche Facetten dieses Sportes zu kennen. Als was zum Teufel sollte mich also motivieren? Diese Frage konnte ich bis zum heutigen Tage nicht eindeutig klären.

 

Wie gesagt, es stellte sich zuerst die Auswahl eines geeignetes Teampartners. Dieser sollte zwei Eigenschaften besitzen. Erstens, kein wesentlich besseres Leistungsniveau als das meinige, da die Tour dann sehr schnell zur Tortour ausarten würde. Zweitens, genau das Gegenteil von Punkt eins. Bei einer Unterforderung hätte ich auch gleich eine selbst organisierte Radtour unternehmen können.

Unter Betrachtung dieser "Auswahlkriterien" beschränkte sich meine Suche eigentlich nur auf eine Person. Ich kannte Hans schon seit vielen Jahren, er übrigens nach eigenen Aussagen noch länger. Insbesondere aus unserer Mittwochsgruppe wußte ich, daß mir kein Radfahrer bekannt ist, der so radsportverrückt ist wie Hans. Mit verrückt meine ich hier, daß er ihm positiven Sinne den Radsport geradezu zelebriert. Ist er doch fast bei jeder umliegenden RTF dabei und jeder große Marathon kann eigentlich gar nicht ohne ihn in Szene gehen. Somit die perfekte Ergänzung!

Da wir uns im Winter immer Sonntags zur Ausfahrt treffen, machte ich Hans mit meiner Idee vertraut. Nach einer Woche Bedenkzeit war die Sache klar - wir nehmen am Transalp teil!

 

Es gab in der Folge eine Vielzahl von organisatorischen Angelegenheiten wie z. B. die Anmeldung. Diese sollte lt. Veranstalter ja relativ zügig erfolgen, da man im Januar davon ausging, daß die Startplätze ziemlich schell belegt sein werden. Nun, dies war dann nicht der Fall, wahrscheinlich handelte es sich hierbei um eine Wunschdenken des Veranstalters. Ich erledigte schließlich die Anmeldung am 31.1.2003, einen Tag vor der Abreise zum Trainingslager nach Mallorca. Hans kam am diesem Nachmittag bei mir noch mit dem Rad vorbei und gab mir seinen Teil des Startgeldes. Damit waren aber noch einige Fragen verbunden, da sich das Startgeld pro Teilnehmer auf ca. 500 Euro belief. Eine stattlicher Betrag wie ich meine. Schließlich konnte Hans per Telefon und ich über Mail unsere Fragen mit dem Veranstalter klären. Da es sich aber um eine Großveranstaltung handelt und der Veranstalter schon Erfahrung in Form des jährlich stattfindenden Transalp für Mountainbiker hat, hatte ich wenig Zweifel am Gelingen.

 

Die Wochen und Monate bis zum Start am 29.6.2003 in Oberammergau verflogen ziemlich schnell. Drei Wochen vor dem Start hatten wir schließlich alle Unterkünfte gebucht. Die vom Veranstalter angebotene Möglichkeit des "Turnhallenübernachtens" erschien uns angesichts der auftürmenden Alpenpässe als etwas unpassend.

 

Seit Januar bis kurz vor dem Start reihten sich verschiedene Trainingsaufenthalte und fast unzählige Ausfahrten von uns beiden aneinander. Zum Schluß verbrachten wir noch gemeinsam fünf Tage in Sölden um uns sozusagen den "letzten" Schliff zu geben. Gerade dieser Aufenthalt zerstreute auch meine zwischenzeitlich aufkommenden Zweifel, ob ich überhaupt in der Lage war, die täglichen Anforderungen zu bewältigen.
An dieser Stelle möchte ich auch noch Volker E. für seine Mitfahrhilfe danken. Obwohl es wahrscheinlich bisweilen über sein eigenen Kräfte ging, ließ er sich doch niemals etwas anmerken - dafür mein Dank!

Soweit die Vorrrede!

Um für die Nachwelt dieses für mich einmalige Erlebnis festzuhalten, werde ich zu jedem Tag ein kleines Tagebuch führen und im folgenden niederschreiben. Die wenigen Bilder die vor dem Start oder im Ziel entstanden sind entsprechend den Tagen beigefügt.

 

 


1. Tag

 

von Oberammergau nach Sölden - zum Eingewöhnen!

Tour-Daten:
140,81 km, 2936 Hm,
Ammersattel: 1082 m, Hahntennjoch 1894 m

 

Ich bin zirka 2 Stunden vor dem Start in Oberammergau angekommen. Für mich war das in Ordnung. Mein Partner Hans fand das gar nicht so lustig und vergoss schon vor dem eigentlichen Start die ersten Schweißperlen. Ok, wir standen dann noch mehr als eine halbe Stunde vor dem Start in der prallen Sonne Oberammergaus als es dann endlich los ging. Es waren so ungefähr 300 Teams am Start. Die anvisierte Zahl von 500 waren wohl doch nicht zu aktivieren – bei 500 Euro Startgeld pro Nase ist das auch nicht verwunderlich.
Zuerst ging es aus Obergammergau raus in Richtung Reutte. Schon bald zeigt sich, dass dies keine gemütliche Einrollphase ist. Im zügigen 40 Schnitt zerteilte sich das Feld sofort in viele Gruppe. Wir fanden schließlich in der zweiten Gruppe Unterschlupf, die bis zur ersten Steigung zusammen blieb. Der erste Berg, das Hahntennjoch war mir mehr als bekannt. Aus diesem Grund wusste ich jederzeit Bescheid. Eine Steigung zu kennen kann durchaus von Vorteil sein. Sollte man allerdings schon etwas müde sein, so kann dieses Wissen schnell zu einer großen Belastung werden. Wir jedoch waren gut drauf und erstürmten den ersten Berg! In einer steilen Abfahrt ging es hinunter nach Imst. Von dort in Richtung Ötztal. Die Straße nach Sölden war uns ebenfalls bestens bekannt, hatten wir beide hier doch erst von drei Wochen unser letztes Trainingslager absolviert. So nach und nach sammelte sich eine gute Gruppe die bis zum letzten Anstieg vor Sölden gut lief. Dann versuchte Hans und ich uns noch von dieser abzusetzen, was uns auch gelang. Im Ziel waren wir dann erst mal froh die erste Etappe geschafft zu haben. Ein Blick auf das Tagesergebnis (4. Rang) lies uns schon Pläne für die folgenden Tage schmieden. Nach einer ausgiebigen Nudelparty, die übrigens jeden Tag statt fand, suchten wir unser Quartier auf und bereiteten uns auf den morgigen Tag vor - mit geruhsamen Schlaf!

 

 

2. Tag

von Sölden nach Sterzing - unser Meisterstück!

Tour-Daten:
91,90 km, 2778 Hm,
Timmelsjoch: 2509 m,  Jaufenpass 2094 m

 

Der Tag begann wie der letzte geendet hatte - mit Sonnenschein. Unsere Pension war fast in unmittelbarer Umgebung vom Start, so daß wir uns um 8.30 zur Einschreibkontrolle begaben. Da wir nun im Gesamtklassement den 4. Platz belegten, war es uns vergönnt, im Startkorridor für die Gesetzten zu starten. Das war für so manchen fast wir ein Gefühl bei der Tour de France! Überhaupt muß gesagt werden, daß die Organisation sehr vorbildlich war.

Pünktlich um 9 Uhr erfolgt der Start. Unmittelbar danach ging es sofort das Timmelsjoch hinauf. Das große Feld zerteilte sich gleich zu Beginn in viele kleine Gruppe. Wo wir uns da befanden, war nicht festzustellen. Ich fuhr größtenteils mit Hans bis cirka 5 km vor der Passhöhe. Dort fuhr ich vorraus, um bei der Verpflegungsstelle Getränke und Essen für uns zu holen.  Nach der Übergabe erfolgt die lange, lange Abfahrt hinunter in das Passeiertal. Von dort ging es unmittelbar wieder bergauf, diesmal den Jaufenpass hinauf. Hans fuhr gut und ich wiederum machte mich ein paar Kilometer vor der Verpflegung auf um einen Vorsprung heraus zu fahren. Hans und ich im Ziel in Sterzing!Nach 20 km Bergfahrt erreichten wir zusammen die Passhöhe. Von dort ging es in rasender Fahrt in Richtung Sterzing. Zum Glück waren die Straßen gesperrt, so daß wir fast ungebremst zu Tal rassen konnten. In Sterzing angekommen erfuhren wir, daß wir heute den zweiten Platz in der Tageswertung erreicht hatten - welch ein Gefühl!

Danach waren wir noch beim Essen und sind dann mit dem Fahrrad zum Quartier gefahren. Die Siegerehrung um 19 Uhr haben wir dann gerne mitgestaltet, waren wir doch zum ersten Mal auf dem Siegerpodest. Dies sollte uns in den folgenden Tagen noch zur Gewohnheit werden.

 

 

3. Tag

von Sterzing nach St-Vigil - die Königsetappe!

Tour-Daten:
125,02 km, 3630 Hm,
Würzjoch: 1987 m, Furkelpass 1737 m

 

Nach einer unruhigen Nacht und einem ausgiebigen Frühstück machten wir uns auf den Weg nach Sterzing zum Start. Der Himmel war heute leicht zugezogen und man befürchtete schon Regen - welcher aber letztlich ausblieb. Wie immer um 9 Uhr erfolgte der Start. Die ersten 35 Kilometer sollten neutralisiert sein. Tatsächlich sah dies so aus, daß man sich immer zwischen 35 und 45 Stundenkilometer bewegte. Da hieß es schon gut aufpassen. Es kam auch hier schon zu einigen Stürzen. Einer war direkt vor uns. Einer über die Straße rollende Flasche konnte ich noch gekonnt ausweichen. Dann endlich war Brixen erreicht und der Aufstieg zum Würzjoch begann. Dies sollte sich über 30 km hinziehen. Überhaupt war dies Etappe als Königsetappe vom Veranstalter bezeichnet worden. Im Ziel war mir dann auch klar warum. Nach dem Würzjoch ging es in einer ziemlich schmalen Abfahrt, die von vielen engen Kurven bezeichnet war, sehr lange bergab. Unten angekommen fuhren wir in Zwischenwasser auf einer Art Höhenstrasse rund um den Kronplatz. Das Gelände war sehr wellig. Hans blieb jetzt fast ausschließlich an meinem Hinterrad. Nach den zweiten Verpflegung in Olang ging es zum gefürchteten Furkelsattel hinauf. In der Nachbetrachtung darf gesagt werden, daß diese Steigung die schwierigste der ganzen Tour war. So mußten hier Steigung bis 20 % überwunden werden. Wir erreichten schließlich die Passhöhe in fast 1800 Meter Höhe.

Von dort ging es 10 km Kilometer in schneller Fahrt zum Ziel. Hatten wir doch kurz vor der Passhöhe unsere unmittelbaren Konkurrenten in der Gesamtwertung überholt. Im Ziel war es dann ungefähr 3 Minuten Vorsprung. Bis jetzt lief alles ganz gut! Durch die guten Platzierungen motiviert, rechneten wir schon mit dem 2. Gesamtrang. Na ja, träumen darf ja erlaubt sein.

 

 

4. Tag

von St.Vigil nach Corvara - Kampf mit dem Gegner!

Tour-Daten:
101,10 km, 2841 Hm,
Passo Valparola: 2168 m, Passo Falzarego: 2117 m, Passo Giau: 2229 m, Colle Santa Lucia: 1461 m, Passo Campolongo: 1875 m

 

In der Nacht hatte es ein fürchterliches Gewitter. Zum Glück beruhigte sich das Wetter gegen Morgen so daß wir wiederum pünktlich um 9 Uhr von St. Vigil die nächste Etappe angehen konnten. Die Außentemperatur betrug zu diesem Zeitpunkt allerdings nur 5 Grad!

Aber kein Problem, da es zu Beginn das Abteital hinauf  ging und die Fahrweise doch von Beginn recht forsch war. Nach 1200 Höhenmetern erreichten wir den Valparola-Pass. Auf der Passhöhe gab es die erste Verpflegung. Ich machte wie immer meinen Job in dem ich die Getränke und das Essen für Hans und für mich fasste.

Danach wartete ich auf Hans und nach der Verpflegungsübergabe ging es hinunter in Richtung Cortina. Diese erreichten wir aber nicht ganz, da es vorher bereits wieder den Passo Giau hinauf ging. An diesem Tag waren unsere direkten Konkurrenten immer bei uns. Irgendwie artete das jetzt in einem richtigen Rennen aus!

Ich sorgte dafür, daß Hans nicht den Anschluß an die beiden verlor. Kurz vor der Passhöhe konnten wir uns dann ein wenig absetzen. Dies nützte aber nicht viel, da man in der langen Abfahrt leicht wieder aufschließen konnte. Danach ging es in einem welligen Parcour in Richtung Arraba. Kurz vor der zweiten Verpflegung nutzen wir eine kurze Verwirrung und setzten uns von unseren ständigen Begleitern ab. Diese holten uns schließlich bis zum Ziel nicht mehr ein - welche mit dem 2. Platz im Gesamtklassement belohnt wurde. Allerdings hatte dies viel Kraft bei Hans gekostet. Leider sollte sich dies auch noch auswirken. Am nächsten Tag stand die schwerste Etappe auf dem Programm. Aber am Abend statt erstmal die Siegerehrung an und wir beide bezogen auf dem Potest, oder wie der Österreicher sagt "Stockerl", den zweiten Platz. Das wir beide wie ein Honigkuchen strahlten, brauch an dieser Stelle nicht näher erläutert werden. Es macht uns auf jeden Fall Mut für den morgigen Tag!

 

 

5. Tag

von Corvara nach Levico di Terme - die Kaiseretappe!

147,14 km, 3522 Hm,
Grödnerjoch: 2137 m, Sellajoch: 2240 m, Karapass: 1745 m, Passo Lavaze: 1807 m, Passo Redebus: 1444 m

 

Die folgende Etappe bestand aus 5 Passfahrten - in der Tat echt schwer! Vom Start an ging es zur Einstimmung gleich das Grödnerjoch hinauf. Nach einer kurzen Abfahrt führt die Strecke hinüber zum Sellajoch. Hans ging es heute langsamer an. Die lange Abfahrt nach Canazei meisterten wir dann gemeinsam. Im Fassatal gab es einen ordentlichen Gegenwind, so daß ich versuchte eine Gruppe zu organisieren, damit man bis zum Beginn des Karapasses nicht alles selbst im Wind fahren mußte - es gelang auch.

Auf der Karapasshöhe war die erste Verpflegungsstation. Hans ging es zu diesem Zeitpunkt ganz gut, allerdings lagen noch zwei schwere Pässe vor uns!

Nach der langen Abfahrt durch das Eggental folgte sogleich der Aufstieg zum Lavaze-Joch. Ein Anstieg der von vielen kleine steilen Stücken geprägt war. Nach 15 Kilometern war schließlich die Passhöhe erreicht. Kurz vorher wurde Hans noch vom 4. Platzierten in der Gesamtwertung überholt. Wir machen uns deshalb gemeinsam an die Einholung. Dies war aber kein Problem, nach 4 Kilometern bergab wurde diese ein und überholt. In Cavalese ging es ein kurzes Stück eben bevor sich die Straße wieder langsam bergauf windete. Wir hatten mittlerweile eine gute Gruppe gefunden, so daß wir zügig die weitere Strecke in Angriff nehmen konnten. Leider gaben die Kräfte von Hans immer mehr nach, so daß der letzte Pass doch ziemlich anstrengend war. Bei der langen Abfahrt hinunter in das Tal konnten wieder Kräfte gesammelt werden. Schließlich gab es in Levico noch einen richtigen Endspurt den ich anzog. Glücklicherweise fuhr Hans mit mir, so daß wir in der Tagesabrechnung noch den 3. Platz belegen konnten. Nach unserer Zieleinfahrt begann es zu regnen. Diese Regen sollte uns am nächsten Tag noch sehr beschäftigen. Mit diesem Tage hatten wir aber unseren 3. Platz in der Gesamtwertung gefestigt - welches uns auch einigermaßen ruhig schlafen ließ.

Tagessiegerehrung in Corvara!

 

6. Tag

von Levico di Terme nach Folgaria - die Regenetappe!

92.97 km, 2704 Hm,
Kaiserjägerweg: 1253 m, Passo Vezzena: 1405 m, Passo Campomolon: 1760 m, Passo Coe: 1596 m

 

In der Nacht regnete es ganz ordentlich. Leider hörte der Regen auch am Morgen nicht auf, so daß wir heute mit einer Regenetappe rechnen mußten. Zudem waren die Temperaturen auf unter 10 Grad gesunken. Wahrlich keine schönen Aussichten, da heute wieder zwei Berge auf dem Programm standen. Gleich nach dem Start ging es den sogenannten "Kaiserjägerweg" hinauf. Eine alte Militärstraße welche von den Österreichern im 1. Weltkrieg angelegt worden war. Mittlerweile wurde der Straßenbelag aber erneuert, so daß die Auffahrt kein Problem darstellte. Oben angekommen mußten wir noch einen zusätzlichen kleinen Berg erklimmen. Erst dort merkte ich, daß die Außertemperatur mittlerweile auf 9 Grad gesunken war. An der Verpflegungsstelle wartete ich einige Minuten auf Hans, als dieser endlich auftauchte wurde mir schon allmählich kalt. In der folgenden Abfahrt versuchte ich durch dosiertes Beschleunigen wieder auf normale Betriebstemperatur zu kommen, welches auch gelang. Hans dagegen froh mehr. Wir mußten nun auf einer ziemlich engen und rutschigen Straße zirka 20 Kilometer bergab fahren. Zum Glück war die Gruppe in der wir fuhren total diszipliniert, so daß es zu keinen Stürzten kam.

Unten im Tal fuhren wir dann noch ein paar Kilometer auf einer Hauptstraße bevor es zum letzten Berg des heutigen Tag ging - dem Passo Coe. Im letzten Jahr war dort auf der Passhöhe eine Etappenankunft des Giro di Italia. Die Passauffahrt erwies sich als sehr langwierig. Ich führte Hans so lange wie möglich, da ihm das kalte Wetter ziemlich zugesetzt hatte. Zum Glück kam um die Mittagszeit die Sonne zum Vorschein. Damit stiegen auch die Temperaturen wieder an. Nach einer 15 Kilometer langen Passabfahrt erreichten wir schließlich Folgaria.

Wiederum hatten wir den 3. Gesamtrang verteidigt, obwohl es heute gar nicht so gut lief. Aber nach dem sechsten Tag waren die Reserven von so manchem doch schon aufgebraucht.

Somit beschlossen wir, den Tag so bald wie möglich mit einem frühen zu Betten gehen zu beschließen, um für den letzten Tag gerüstet zu sein.
Allerdings wurde mir so langsam klar, welche eine großer Triumph sich da am Horizont bereits erkennen lies!

 

 

7. Tag

von Folgaria nach Garda - eine Triumphfahrt!

97,09 km, 2104 Hm
Monte Baldo: 1607 m

 

Der Tag begann mit herrlichem Sonnenschein. Wenn ich da an gestern noch dachte, dann konnte das nur ein Belohnung sein.

Es gab eine neutralisierte Fahrt bis in das Tal. Diesmal hatte der Veranstalter aber reagiert, in dem er die Startblöcke richtig einteilte und zwischen diesen immer ein Auto stellte, welches nicht überholte werden durfte. Überhaupt muß erwähnt werden, daß die Organisation vorbildlich war. Wir durften jeden Tag in ersten Teil des Feldes starten, da wir als Erstplatzierte praktisch gesetzt war. Irgendwie gab das ein Gefühl wie es bei Lance sein muß.

Nach 20 km bergab erreichten wir Rovereto. Dort begann dann auch das Rennen und der Anstieg zum Monte Baldo, dem letzten Anstieg des Transalp!

Hans war nach dem gestrigen Tag voll motiviert. Eigentlich zum Glück, den ich hatte mich heute schon wirklich auf schieben eingestellt. Dies war aber überhaupt nicht nötig!

Somit erreichten wir leicht und locker die Passhöhe. Die folgende Abfahrt hinunter zum Gardasee war aber kein Kinderspiel, da die Straße sehr eng und teilweise rutschig war. Leider gab es wiederum einige Stürzte. Nach ungefähr 4 Stunden Fahrzeit erreichten wir das Endziel des Transalp - Garda am Gardasee!

Müde, aber zufrieden ob unserer Leistung - schließlich hatten wir den 3. Gesamtrang in unserer Klasse erreicht, fuhren wir noch am selben Tag heimwärts.

So richtig hatte aber noch keiner verstanden was wir da geschafft haben. Mein Handy lief fast über, weil sich ein SMS nach dem anderen anschloss. Da merkte ich erst wie groß das Interesse auch daheim war. Wie ich nachher erfuhr, saßen alle jeden Abend am PC und fieberten förmlich mit!

Es darf noch bemerkt werden, daß wir beide weder ein Sturz noch einen Raddefekt zu verzeichnen hatten - dafür nochmals eine Bravo!

 

 

 

Persönliches Fazit der Veranstaltung - eine Nachbetrachtung!

Bereits oben habe ich die hohen, ja jetzt nach dem Ende des races, höchsten Anforderungen erwähnt. Wie immer habe ich mich gewissenhaft auf die Aufgabe vorbereitet. Und wie auch schon oft in meiner langen Radkarriere war ich dann auf den „Punkt“ topfit. Und ich war es wirklich. Somit waren die Anstrengungen nicht so gewaltig, obgleich ich jetzt nach Beendigung doch ziemlich müde bin.

 

 

Auszug aus einem Zeitungsartikel der Augsburger Allgemeinen von 12. Juli 2003.

 

Ein Schlussbemerkung muß sein.

Der Transalp war eine feine Sache - ob es eine Wiederholung von Seiten des Veranstalters gibt, ist noch offen. Wenn nicht, dann bin ich froh das ich teilgenommen habe.

Zugegeben, eine Alpenüberquerung mit dem Rennrad kann man auch selbst organisieren. Aber die dort gebotene Organisation war wirklich sehr gut. Im Nachhinein fand ich die 500 Euro Startgeld doch gerechtfertigt.

 

Allerdings sollte dem Teilnehmer auch klar sein, daß die sieben Etappen kein Marathon war, sondern schon rennmäßig absolviert wurde. Für all diejenigen die Rennen nur aus dem Tourheften kennen, doch eine gewaltige Herausforderung. Meine lange und durchdachte Vorbereitung hat sich voll gelohnt. Ich konnte die sieben Tage einigermaßen locker fahren, und daß, obwohl mir vor dem Start noch unklar war, wie man jeden Tag im Schnitt 3000 Höhenmeter meistern sollte. Es war auch richtig, sich voll nur auf dieses Event zu konzentrieren, keine anderen Veranstaltung im Vorfeld. Diese hätte nur zu unnötigen Kraftverbrauch geführt.

 

Hiermit danke ich allen die am Gelingen dieses Unternehmens beigetragen haben. Insbesondere der Ingrid, ohne deren tägliche Mithilfe ein solch reibungsloser Ablauf nicht möglich gewesen wäre.

Dem Hans möchte ich danken, daß er sich dieser Herausforderung gestellt hat und dabei sicherlich über seine psychisch als auch physischen Möglichkeiten gegangen ist - DANKE HANS!

 

Dieter Leib, im Juli 2003.